(cc) Mitte Juni machten sich 14 Französischschüler*innen der Klassenstufen 7 und 8 der Realschule Eberbach mit ihren zwei Lehrerinnen Frau Eitel und Frau Callerand auf den Weg zu einem ganz besonderen Austauschprojekt. Ziel war das Hofgut Neumühle in Münchweiler an der Alsenz, wo sie sich mit 18 Schüler*innen aus Frankreich und ihren zwei Lehrkräften, Madame Franke und Monsieur Fresslé trafen.
Das Hofgut in der Pfalz ist eine Lehr- und Versuchsanstalt für Landwirtschaft, die als „Lernort Bauernhof“ auch Projekte für Schulklassen anbietet. So kann man vor Ort wohnen, essen und die Tiere bzw. die Landwirtschaft hautnah miterleben.
Die Vorbereitung des Projekts begann bereits im Januar durch Madame Franke und Frau G. Weber während des Deutsch- bzw. Französischunterrichts der beiden Schulen, indem das entsprechende Vokabular zum Thema Obst/Gemüse erarbeitet und nach Rezepten für den geplanten kulinarischen Familienkalender gesucht wurde.
Im Juni wurde das Projekt verwirklicht. Die Schülergruppen beider Schulen trafen sich in Kaiserslautern am Bahnhof, und legten die verbleibende Strecke bis zum Hofgut gemeinsam zurück.
Anfängliche Berührungsängste wurden bei der Ankunft in Neumühle schnell durch verschiedene Bewegungsspiele abgebaut. In mit beiden Nationen gemischten Teams wurde engagiert Völkerball gespielt und die deutsch-französische Zimmeraufteilung wurde anschließend neugierig umgesetzt.
Gemeinsame Mahlzeiten, eine geführte Hoftour über das gesamte Gelände und weitere Kennenlernspiele wie Speed-Dating und Bingo rundeten schließlich den ersten Tag ab.
Schon am zweiten Tag begann die Arbeit auf dem Hof in verschiedenen Kleingruppen. Die Schüler*innen wurden in deutsch-französische Tandems eingeteilt und erkundeten mit sehr geduldigem und pädagogisch geschultem Personal innerhalb von zwei Tagen die verschiedenen Bereiche „Milchkühe“, „Mutterkühe“, „Schafe“ und „Boden“. Neben vielen interessanten Informationen sammelten die Schüler*innen hier ganz praktische Erfahrungen, indem sie Kühe, Kälber und Schafe fütterten, diese zur Waage führten, Schubkarren mit Tierfutter füllten und mit Bohrstöcken Bodenproben nahmen. Sie lernten außerdem die Unterschiede der vier Tierhaltungsformen in Theorie und Praxis kennen: Im Stall gab es Boxen mit zwei oder vier Tieren. Zudem machte das Zeichnen der jeweiligen Fläche auf den Boden die Unterschiede deutlich sichtbar.
Auch das Streicheln und Kuscheln mit den frisch geborenen Kälbern und Lämmern kam nicht zu kurz, und ermöglichte vielen Tandems ein gemeinsames positives Erlebnis ohne Sprachbarriere.
Die Stallzeiten auf dem Hofgut wurden durch ein abwechslungsreiches Abendprogramm ergänzt. Gemeinsam wurde gegrillt, Stockbrot zubereitet, ein Lied erarbeitet und die im Projekt geplanten Kalenderseiten mit neuen Ideen erweitert und gestaltet.
Regelmäßig gab es Zeiten für (Bewegungs-)spiele und Feedbackrunden. So entstanden viele Möglichkeiten, eine Beziehung unter den deutsch-französischen Tandems aufzubauen. Dies war für ein weiteres angestrebtes Ziel beider Schulen wichtig, nämlich einen Austausch in Gastfamilien im Herbst anzubahnen.
Ein Highlight der Woche war sicherlich am vierten Tag der Waldtag mit dem Förster, der nach einer Wanderung auf dem Walderlebnispfad ein Outdoor-Cooking Event geplant hatte. Die Schüler*innen waren erneut gefordert und erledigten ungewohnte Arbeiten wie selbst Holz holen, sägen, hacken und Feuer machen. Anschließend zauberten die Jugendlichen unter Anleitung des Försters mit den vorhandenen Zutaten ein beachtliches Drei-Gänge-Menü auf dem Grill, das allen gut schmeckte und schnell verzehrt war.
Am letzten Tag stand noch eine besondere Herausforderung an: Die Schüler*innen sollten in Teams mit vorhandenem Material zwei Zäune um neue Agroforstflächen ziehen.
„Learning by doing“ war hier das Motto, denn die Schüler*innen sollten selbstständig die Fläche des Ackers ausmessen und ausrechnen, in welchen Abständen die Zaunpfähle gesteckt werden mussten. Scheitern war erlaubt und schließlich gelang die Umzäunung zum Schutz der jungen Stecklinge vor Waldtieren nach dem zweiten Anlauf.
Insgesamt also ein fächerübergreifendes Projekt, bei dem außer den beiden Sprachen noch die Fächer Mathe, Geografie, AES, Kunst und Musik mitschwangen.
Die fünf Tage auf dem Hofgut vergingen schließlich wie im Flug. Nun warten alle Teilnehmer gespannt auf das gemeinsam erarbeitete Produkt, den kulinarischen Familienkalender. Er wird im Herbst gedruckt und soll am deutschen und französischen Schulstandort beider Teilnehmergruppen verkauft werden. Im neuen Schuljahr ist außerdem ein Wiedersehen beider Klassen geplant, bei dem sie sich gegenseitig in ihren Familien besuchen.
Alle Beteiligten waren sich ausnahmslos einig, dass dies eine Drittortbegegnung der besonderen Art war, die dank der Förderung des DFJW (Deutsch-Französisches Jugendwerk) und des Mikroprojektefonds des Staatsministeriums Baden-Württemberg stattfinden konnte. Sie hinterlässt lange bleibende Erinnerungen bei allen Teilnehmer*innen und trägt dazu bei, gegenseitiges Verständnis und Toleranz zu fördern.