Eberbacher Realschüler reisen virtuell an den Bodensee
Eberbach/Konstanz/Hamburg. Eigentlich wäre Dirk Scheuenpflug vergangenen Freitag mit seinen fünf AG-Schülern mit dem Zug nach Konstanz gereist. Eigentlich hätten sie dann das Forschungsschiff "Aldebaran" auf dem Bodensee besucht. In Zeiten von Corona läuft alles anders: Der Bodensee kam am Montag digital ins Klassenzimmer in der Realschule.
Scheuenpflug – Lehrer für Physik, Chemie und Technik – sowie drei der Neuntklässler der Arbeitsgemeinschaft (einer war erkrankt, einer schaute von zuhause) begaben sich in Eberbach in ihrer Schule auf virtuelle Expedition. Die Crew des Forschungsschiffs streamte live über die einzigartigen Lebensräume und Organismen des drittgrößten Sees Mitteleuropas. Ob Nährstoff- und Sedimentanalyse, biologische Vielfalt, Klimawandel oder Mikroplastik: Mit zehn Kameras – darunter mehrere Drohnen, über und unter Wasser – wurde alles gefilmt, was an Bord der Aldebaran oder im Wasser passiert und mit aufwendiger Technik live auf die Schulmonitore übertragen.
Die Schüler konnten während einer Pause Fragen stellen, die Projektorganisatorin Katrin Meyer von Hamburg aus beantwortete. Und am Ende der Videoübertragung – die aus technischen Gründen mit 30-sekündiger Verzögerung lief – standen Frank Schweikert, Projektleiter und Skipper sowie Biologin Valeska Diemel noch per Videochat für Fragen bereit.
Die drei Fünfzehnjährigen waren nach der fast zweistündigen Videoschaltung begeistert und applaudierten lautstark:
"Das war informativ und interessant", fand Tom Bergler. "Unterhaltsam, gut präsentiert und moderiert", pflichtet Mattes Hock ihm bei. "Gut fand ich auch, dass wir unter dem Mikroskop sehen konnten, was im Wasser lebt – etwa die Ruderfußkrebse", sagt Elias Schultze.
Auch Lehrer Scheuenpflug fand die Aktion klasse, obgleich er doch zwischendurch dachte, "schade, dass wir nicht direkt auf dem Boot sein können". Doch ein "echter" Besuch vor Ort soll eventuell 2021 nachgeholt werden.
Die AG hatte sich im Rahmen des Stiftungsprogramms "mikro makro mint" mit ihrem Projekt "Halbautomatische Crêpes-Backmaschine" für eine Teilnahme an Bord beworben. "Wir haben Gedanken dazu durchgespielt und uns sogar mit Mitarbeitern der Eberbacher Firma Eaton getroffen, die uns sehr gut beraten haben", erklärt Scheuenpflug.
Für nächstes Schuljahr war dazu noch eine "Teigpositionierung" geplant. Mit Unterstützung wurde im Januar sogar eine Crêpes-Backplatte bestellt, die man sich wie ein "XL-Waffeleisen" vorstellen kann. "Den Weiterbau hat Corona gestoppt", bedauert der Lehrer.
Scheuenpflug – Lehrer für Physik, Chemie und Technik – sowie drei der Neuntklässler der Arbeitsgemeinschaft (einer war erkrankt, einer schaute von zuhause) begaben sich in Eberbach in ihrer Schule auf virtuelle Expedition. Die Crew des Forschungsschiffs streamte live über die einzigartigen Lebensräume und Organismen des drittgrößten Sees Mitteleuropas. Ob Nährstoff- und Sedimentanalyse, biologische Vielfalt, Klimawandel oder Mikroplastik: Mit zehn Kameras – darunter mehrere Drohnen, über und unter Wasser – wurde alles gefilmt, was an Bord der Aldebaran oder im Wasser passiert und mit aufwendiger Technik live auf die Schulmonitore übertragen.
Die Schüler konnten während einer Pause Fragen stellen, die Projektorganisatorin Katrin Meyer von Hamburg aus beantwortete. Und am Ende der Videoübertragung – die aus technischen Gründen mit 30-sekündiger Verzögerung lief – standen Frank Schweikert, Projektleiter und Skipper sowie Biologin Valeska Diemel noch per Videochat für Fragen bereit.
Die drei Fünfzehnjährigen waren nach der fast zweistündigen Videoschaltung begeistert und applaudierten lautstark:
"Das war informativ und interessant", fand Tom Bergler. "Unterhaltsam, gut präsentiert und moderiert", pflichtet Mattes Hock ihm bei. "Gut fand ich auch, dass wir unter dem Mikroskop sehen konnten, was im Wasser lebt – etwa die Ruderfußkrebse", sagt Elias Schultze.
Auch Lehrer Scheuenpflug fand die Aktion klasse, obgleich er doch zwischendurch dachte, "schade, dass wir nicht direkt auf dem Boot sein können". Doch ein "echter" Besuch vor Ort soll eventuell 2021 nachgeholt werden.
Die AG hatte sich im Rahmen des Stiftungsprogramms "mikro makro mint" mit ihrem Projekt "Halbautomatische Crêpes-Backmaschine" für eine Teilnahme an Bord beworben. "Wir haben Gedanken dazu durchgespielt und uns sogar mit Mitarbeitern der Eberbacher Firma Eaton getroffen, die uns sehr gut beraten haben", erklärt Scheuenpflug.
Für nächstes Schuljahr war dazu noch eine "Teigpositionierung" geplant. Mit Unterstützung wurde im Januar sogar eine Crêpes-Backplatte bestellt, die man sich wie ein "XL-Waffeleisen" vorstellen kann. "Den Weiterbau hat Corona gestoppt", bedauert der Lehrer.
Wann und wie die Planungen weiterlaufen, ist derzeit noch völlig unklar. Dafür hat es ihn sehr gefreut, wenigstens drei seiner AG-Schüler am Montag mal wieder "live" zu sehen; natürlich mit Abstand.Realschullehrer Dirk Scheuenpflug (r.) mit den AG-Schülern (v.l.) Elias Schultze, Mattes Hock und Tom Bergler vor der nicht ganz fertigen „Halbautomatischen Crêpes-Backmaschine“.
Auch wenn sich der Schulcomputer exakt 20 Minuten vor Beginn des Live- streams nicht davon abhalten lassen wollte, ein Update installieren zu müssen und sich dann über die dazu geholten I-Pads anfangs die Lautstärke der Übertragung nicht regeln ließ, hatte nach ein paar Minuten geduldigen Wartens von allen Seiten Scheuenpflug die Technik im Griff. Und der bewölkte Himmel am Bodensee ließ sogar den ein oder andern Sonnenstrahl durch.
Biologin Diemel erklärte die Fotosynthese, zeigte, was sich so im Wasser alles befindet. Die Schüler erfuhren, dass der Bodensee an seiner tiefsten Stelle 254 Meter tief ist und dass die Sieben-Meter-Sicht "ganz ordentlich" ist. 15,9 Grad maß sie an der Wasseroberfläche, 11,4 Grad in 25 Meter Tiefe. Plankton wurde unter Deck untersucht. Die Schüler konnten kleine Krebse und Flöhe mithilfe eines Endoskops auf der Leinwand springen sehen. "Plankton ist schon echt cool, und es ist die Nahrungsgrundlage für alle Lebewesen im See", erklärte Diemel.
Auch ihr "Lieblingsspielzeug", eine Unterwasserdrohne, kam zum Einsatz. "Da flitzt ein Stichling durchs Bild", freute sich die Biologin. Mit dem Bodengreifer holte sie Proben vom Seegrund und zeigte mit der Endoskopkamera die vielen Quagga-Muscheln, die sich seit ein paar Jahren mit zunehmender Vehemenz im Bodensee niederlassen und sogar auch schon in den Wasserrohren wachsen. "Eine ungesunde Monokultur", stellte einer der Schüler fest. Eine Biologin bestätigt dessen Aussage.
Wegen der Corona-Pandemie ist die Aldebaran übrigens derzeit noch mit Sondergenehmigung unterwegs. Erst seit ein paar Tagen läuft die Schifffahrt auf dem Bodensee langsam wieder an.
Und zum Klimawandel äußerte sich Projektleiter Schweikert im Anschluss konkret: "Wir gehen davon aus, dass durch die Klimakrise mehr Menschen sterben, als durch die Coronakrise".
"Es gibt große Dürre in vielen Ländern – und wir haben alles nur annähernd im Blick", erklärt er weiter. Er betont, dass es wichtig ist, "dass die Politik auf die Wissenschaft hört".
Info: Die Videos sind auf You Tube unter den Stichwörtern "mikro makro mint" und "Live vom Bodensee" zu finden.
Auch wenn sich der Schulcomputer exakt 20 Minuten vor Beginn des Live- streams nicht davon abhalten lassen wollte, ein Update installieren zu müssen und sich dann über die dazu geholten I-Pads anfangs die Lautstärke der Übertragung nicht regeln ließ, hatte nach ein paar Minuten geduldigen Wartens von allen Seiten Scheuenpflug die Technik im Griff. Und der bewölkte Himmel am Bodensee ließ sogar den ein oder andern Sonnenstrahl durch.
Biologin Diemel erklärte die Fotosynthese, zeigte, was sich so im Wasser alles befindet. Die Schüler erfuhren, dass der Bodensee an seiner tiefsten Stelle 254 Meter tief ist und dass die Sieben-Meter-Sicht "ganz ordentlich" ist. 15,9 Grad maß sie an der Wasseroberfläche, 11,4 Grad in 25 Meter Tiefe. Plankton wurde unter Deck untersucht. Die Schüler konnten kleine Krebse und Flöhe mithilfe eines Endoskops auf der Leinwand springen sehen. "Plankton ist schon echt cool, und es ist die Nahrungsgrundlage für alle Lebewesen im See", erklärte Diemel.
Auch ihr "Lieblingsspielzeug", eine Unterwasserdrohne, kam zum Einsatz. "Da flitzt ein Stichling durchs Bild", freute sich die Biologin. Mit dem Bodengreifer holte sie Proben vom Seegrund und zeigte mit der Endoskopkamera die vielen Quagga-Muscheln, die sich seit ein paar Jahren mit zunehmender Vehemenz im Bodensee niederlassen und sogar auch schon in den Wasserrohren wachsen. "Eine ungesunde Monokultur", stellte einer der Schüler fest. Eine Biologin bestätigt dessen Aussage.
Wegen der Corona-Pandemie ist die Aldebaran übrigens derzeit noch mit Sondergenehmigung unterwegs. Erst seit ein paar Tagen läuft die Schifffahrt auf dem Bodensee langsam wieder an.
Und zum Klimawandel äußerte sich Projektleiter Schweikert im Anschluss konkret: "Wir gehen davon aus, dass durch die Klimakrise mehr Menschen sterben, als durch die Coronakrise".
"Es gibt große Dürre in vielen Ländern – und wir haben alles nur annähernd im Blick", erklärt er weiter. Er betont, dass es wichtig ist, "dass die Politik auf die Wissenschaft hört".
Info: Die Videos sind auf You Tube unter den Stichwörtern "mikro makro mint" und "Live vom Bodensee" zu finden.